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Themen

Sachindex
Relief, Allegorie, Portal, Auftragswerk, Öffentlicher Raum

Personenindex
Brecht, Bertolt

Ortsindex
Magdeburg

Katastrophen und Idyllen

Werner Stötzer; Paul Schuster GmbH, Magdeburg VEB Denkmalpflege (Kunstformer, Kunstgießer) 1966-1968
Werkverzeichnis Skulptur und Plastik 068

Werkverzeichnis-Nr.:
068
Objekttyp:
Alternative Titel:
Idyllen und Katastrophen
Bronzetür für das Kloster Unser Lieben Frauen in Magdeburg (falscher Titel im Internetauftritt und auf der Schrifttafel neben der Tür)
Entstehungsort:
Atelier Berlin-Altglienicke
Technik / Material (Werteliste):
Bronzeguss
Technik / Material (Freitext):
Bronzeguss
Maße (HxBxT) :
227 x 140 x 2 cm
12-teilig
Signatur:
unsign.
Bezeichnung, durch Künstler/in:
unbez.
Beschriftung, von fremder Hand:
Text auf Schrifttafel in Kupfer getrieben rechts neben der Tür:
Werner Stötzer, geb. 1931
Portal Idyllen und Katastrophen
1966/68
Bronze
Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen
Objektbeschreibung:
12 Tafeln, zusammengesetzt zu großer Tür mit 2 Flügeln und halbrundem Abschluss
Artefakte / Herstellungsprozess:
Guss: VEB Denkmalpflege/Paul Schuster GmbH, Magdeburg, heute Paul Schuster GmbH, Magdeburg
"Die Bronzetür wurde zuerst im Ostflügel (ehemaliger Eingang zur Schule vom Kreuzgang aus) eingebaut und 1991 umgesetzt. Dabei wurden die beiden oberen Teile des Rundbogens neu gegossen bzw. hergestellt. Die ursprüngliche Tür hatte einen gedrückten Bogen, die jetzige Tür bekam einen Rundbogen wie in der Romanik üblich." (Information Paul Schuster GmbH, Magdeburg, 2020)
Aktueller Standort:
Kunstmuseum Magdeburg, Portal Westflügel ehemalige Klosteranlage
Aktuelle Inventarnummer:
nicht vergeben
Aktuelle Präsentation:
öffentlicher Außenraum
Eigentümer:
Kunstmuseum Magdeburg
Zugangsjahr:
1968
Zugangsart:
Ankauf
Bemerkungen zur Provenienz:
Erwerb von Werner Stötzer
Besitz Entwürfe zur Tür:
Nationalgalerie Berlin (Inv.-Nr. BIII 146, NG 159, 47.5 x 22 x 2 cm, Bronze, 1974 erworben v. Kunsthandlung Kühl, Dresden;
Kunstmuseum Magdeburg, Nationale Sammlung Kleinplastik (NSK) 843 (47.3 x 21.8 x 1 cm, Bronze, Ankauf 1986, Standort: Depot);
Einzelfelder Badende (Badende Frauen):
Kunsthalle Rostock (lfd. Nr. M0006843, Eingangsnr. K300185, erworben von Kunsthandlung Kühl, Dresden, heute Plastikdepot); Privatbesitz, Märkisch-Oderland; Privatbesitz, Berlin; Privatbesitz, Ratingen; Galerie Schwind, Frankfurt a. M.; Jörg-Heiko Bruhns, Erfurt ("Geschlagener", Beton, 2. Einzelfeld l.o., 34.5 x 44 x 1.8 cm, Geschenk von Stötzer an den Kunstwissenschaftler 1968 als Dank für dessen Realisierung seiner Ausstellung im Kunstkabinet Hötensleben)
Kommentar / Kontext / Wirkungsgeschichte:
Eines der fünf neuzeitlichen Türreliefs des Magdeburger Klosters Unser Lieben Frauen gestaltete Mitte der 1960er Jahre Werner Stötzer. Waldemar Grzimek, der Stötzer aus der Meisterschülerzeit der Akademie der Künste gut kannte und schätzte, hatte ihn für diese Aufgabe empfohlen. 1967 hatte Stötzer seine von zahlreichen Entwürfen begleitete Arbeit abgeschlossen. Doch die Tür konnte erst 40 Jahre später an den ursprünglich geplanten Platz am Westflügel des Gebäudes gesetzt werden. Zuvor war sie an zwei anderen Orten (u. a. am Ostflügel) angebracht.
Wie schon bei seinem Auftrag für die Berliner Staatsbibliothek lieferte Brecht Stötzer den Anstoß zu dieser Grundidee der Motive und Gestaltungsform. Brecht, der Stötzer während der Meisterschülerzeit in den 1950er Jahren bei seinen Besuchen im Berliner Ensemble faszinierte, hatte 1938 in einem Aufsatz über Brueghels Gemälde "Sturz des Ikarus" seinen V-(erfremdungs-)Effekt beschrieben. Davon angeregt stellte Stötzer in seinen Tafeln elementar und eindringlich Szenen von Katastrophen und Idyllen gegenüber. Er thematisiert auf 12 Bronzetafeln in Einzel- und Figurengruppen Gewalt und Tod auf der einen sowie Liebe und Glück auf der anderen Seite. Einige der Bronzetafeln waren so gelungen und bei Sammlern gefragt, dass er sie später im Original wie auch in anderen Materialien neu gießen ließ und dafür mitunter im Motiv bearbeitete. Ein Beispiel ist das Relief "Sommer" oder "Badende", das er auch zum "Entwurf für ein Denkmal in Neubrandenburg" erklärte.
Zum Umfeld der Entstehung der Relieftafeln bemerkt Matthias Flügge: "In einem Klima aufgeregter Kulturkämpfe [Ende 1965 hatte das berüchtigte 11. Plenum des ZK der SED versucht, die kulturellen Öffnungsprozesse in der DDR rückgängig zu machen.] fand Stötzer in den Tafeln der Magdeburger Tür zu jener monumentalen Ruhe der im Grunde kleinteiligen Relieffiguren, in denen auch erregte Bewegung als Form der Sammlung erscheint. (Flügge, Matthias, DuMont Köln 1990, S. 23)
Weitere Abbildungen:

Beschilderung des Türreliefs, am rechten Torbogen unten (falscher Titel)

© VG Bild-Kunst, Bonn; Sylvia Hagen
Foto: Astrid Volpert

Obere Einzelfelder des Reliefs

© VG Bild-Kunst, Bonn; Sylvia Hagen
Foto: Astrid Volpert

3. Einzelfeld von oben, linke Seite der Tür

© VG Bild-Kunst, Bonn; Sylvia Hagen
Foto: Astrid Volpert

4. Einzelfeld von oben, rechte Seite der Tür

© VG Bild-Kunst, Bonn; Sylvia Hagen
Foto: Astrid Volpert

4. Einzelfeld von oben, linke Türseite

© VG Bild-Kunst, Bonn; Sylvia Hagen
Foto: Astrid Volpert

5. Einzelfeld von oben, linke Türseite

© VG Bild-Kunst, Bonn; Sylvia Hagen
Foto: Astrid Volpert

5. Einzelfeld von oben, rechte Türseite

© VG Bild-Kunst, Bonn; Sylvia Hagen
Foto: Astrid Volpert

6. Einzelfeld von oben, rechteTürseite

© VG Bild-Kunst, Bonn; Sylvia Hagen
Foto: Astrid Volpert

Der Geschlagene, Relief
1968, Beton
34.5 x 44 1.8 cm

© VG Bild-Kunst, Bonn; Sylvia Hagen
Foto: Jörg-Heiko Bruhns
Vorhandene Reproduktionsvorlage (beste Qualität):
Digitales Original
Weitere Reproduktionsvorlagen:
Digitales Original
Kernbestand:
ja
Nachlassbestand:
nein

Akademie der Künste zu Berlin u.a. (Hg.), Werner Stötzer: Skulptur und Zeichnung, Köln 1991, hier: S. 24 (Einzelfeld), Abb. 20 (Entwurf).
Berger, Ursel (i.A. des Georg-Kolbe-Museum Berlin) (Hg.), Werner Stötzer 1931-2010, Berlin 2011, hier: S. 6.
Galerie Leo.Coppi, Werner Stötzer zum 80. Geburtstag, Berlin 2011, hier: S. 22.
Hedwig und Johannes Döbele, Werner Stötzer. Plastik und Zeichnung, Ravensburg 1984, hier: S. 29.
Jacobi, Fritz, Das Relief. Plastische Gestaltungen, Entwürfe, Modelle, Graphik von Bildhauern der DDR, Berlin 1972, hier: unpag.
Jacobi, Fritz, Menschlicher Körper und plastische Gruppierung. Zum Werk des Bildhauers Werner Stötzer, in: Bildende Kunst 1978 6, S. 280ff., hier: S. 280.
Jacobi, Fritz u.a., Werner Stötzer. Plastik und Zeichnung, Berlin 1977, hier: S. 37-39.
Jacobi, Fritz/Tschirner, Manfred (Hg.), Nationalgalerie Berlin. Kunst in der DDR. Katalog der Gemälde und Skulpturen, Leipzig 2003, hier: S. 258 (Entwurf Bronzetür für Kloster Unser Lieben Frauen, Magdeburg, 1966, Besitz NG Berlin).
Keisch¸ Claude, Bronzetüren von Künstlern der DDR, in: Dezennium 2, Dresden 1972, S. 73ff., hier: 79ff, Abb. S. 85.
Schade, Werner (Geleit)/Jacobi, Fritz (Text), Sylvia Hagen, Werner Stötzer, Frankfurt a. Main 1993 1993.
Schwedenspeicher Museum (Hg.), Joachim John. Druckgrafik und Zeichnungen, Werner Stötzer. Plastik, Stade 1989, hier: 60 (Entwurf Bronzetür), S. 93 Nr. 80.
Staatlicher Kunsthandel der DDR (Hg.), Werner Stötzer. Plastik und Handzeichnungen. Galerie am Boulevard, Rostock 1979, hier: S. unpag. Abb. 5 (Entwurf), 6 (Einzelfeld).

© VG Bild-Kunst, Bonn; Sylvia Hagen
Foto: Astrid Volpert