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Themen

Sachindex
Großplastik, Relief, Figurengruppen, mehrteiliges Auftragswerk, Bodenreform, Denkmal, Öffentlicher Raum

Ortsindex
Kyritz

Bodenreformdenkmal

Werkverzeichnis-Nr.:
086
Objekttyp:
Entstehungsort:
Atelier Berlin-Altglienicke
Technik / Material (Werteliste):
Bronzeguss
Technik / Material (Freitext):
Bronzeguss
Maße (HxBxT) :
295 x 150 x 4 cm
Gewicht:
zweimal 4 Tonnen
Signatur:
unsign.
Bezeichnung, durch Künstler/in:
unbez.
Beschriftung, von fremder Hand:
unbeschr.
Objektbeschreibung:
Die Anlage besteht aus zwei gleichgroßen Betonstelen. Die waagerecht Aufgestellte trägt die Aufschrift "1945-1985 Demokratische Bodenreform". Die vertikal aufgestellte Stele enthält zu beiden Seiten je eine Bronzetafel. Auf der vorderen ist eine Widmung der Schriftstellerin Irma Harder (1915-2008) angebracht, selbst ehemalige Bäuerin: „Sie nahmen das Land/ in ihre guten Hände/ und sprachen vom Wissen/ nach dem sie gehungert/ wie nach Land und nach Brot/ und daß sie kühn sich heut erobern/ weil nicht nur Brot/ weil auch Wissen/ zum Leben gehört/ in unserem Jahrhundert/ denn Wissen ist Brot/ und Waffe zugleich.“ Die Tafel auf der Rückseite zeigt Motive aus der Zeit der Bodenreform - verschiedene Gruppen von Männern und Frauen.
Die Einweihung des Denkmals fand am 2. September 1970 statt, dem 25. Jahrestag der Bodenreform.
Aktueller Standort:
Am Kulturhaus Kyritz, Perleberger Str. 8
Aktuelle Inventarnummer:
Denkmalregister Nr. 09170609
Aktuelle Präsentation:
öffentlicher Außenraum
Eigentümer:
Landkreis Ostprignitz-Ruppin
Zugangsjahr:
1970
Zugangsart:
Überlassung
Bemerkungen zur Provenienz:
Das Denkmal ließ der damalige Rat des Kreises Kyritz aufstellen. Es wurde aus dem Kulturfonds des ehemaligen Rates des Bezirkes Potsdam finanziert, Auftraggeber war somit vermutlich der Rat des Bezirkes Potsdam in Abstimmung mit der SED-Bezirksleitung. (Auskunft des Heimatvereins Kyritz 2018)
Kommentar / Kontext / Wirkungsgeschichte:
Für die Rückseite der waagerechten Stele hatte Stötzer ein weiteres Bronzerelief geschaffen. Es stellte Flüchtlinge und Umsiedler mit ihrem Vieh dar und missfiel den Auftraggebern. Es soll sich lange Zeit im Keller des nahe gelegenen Kulturhauses befunden haben, von wo es in den 1990er Jahren verschwand.
Die Entstehung des Kunstwerks und seine teilweise Ablehnung durch Bürger vor Ort erzählt eine Episode in Konrad Wolfs DEFA-Film "Der nackte Mann auf dem Sportplatz" (1974). 2005 erinnerte Stötzer bei seinem Besuch in Kyritz an die Geschichte: "Es waren einmal drei Stelen." Doch bei der Abnahme des Werkes denunzierten die Potsdamer SED-Funktionäre die dritte Stele. Angeblich würden die Menschen darauf wie Tiere aussehen und die Tiere wie Menschen. So verzichtete man auf deren Aufstellung. Ihr Verschwinden aus der Öffentlichkeit und nach 1990 aus dem Keller des Kulturhauses bezeichnete der Bildhauer 2005 als einen "ungeheuren Kriminalfall aus den Zeiten der Republik". Ein Ratsmitglied für Kultur des Kreises erinnerte sich, dass die Rostocker Kunsthalle genau diese Stele in den 1980er Jahren ausstellen wollte, doch dafür keine Genehmigung erhielt. (Nach Informationen der Märkischen Allgemeinen Zeitung vom 5./6.11.2005) In einer anderen Stötzer-Ausstellung 1977 in der Nationalgalerie Berlin und in der Galerie Moritzburg in Halle war allerdings der Gips-Entwurf des Reliefs zu sehen (Nr. 49, 106 x 50 cm), im Katalog jedoch nicht abgebildet.
Weitere Abbildungen:

Entwurf Bodenreformrelief
undatiert
Gips
106 x 50 cm

© VG Bild-Kunst, Bonn; Sylvia Hagen
Foto: Akademie der Künste Berlin, Christian Kraushaar

Waagerechte Stele mit der Widmung
Das Relief auf der Rückseite fehlt.

© VG Bild-Kunst, Bonn; Sylvia Hagen
Foto: unbekannt

Bodenreformdenkmal
Detail des Gipsentwurfs der großen Tafel - kauernde Frau
1969/70

© VG Bild-Kunst, Bonn; Sylvia Hagen
Foto: unbekannt
Vorhandene Reproduktionsvorlage (beste Qualität):
s/w Digital Repro
Kernbestand:
nein
Nachlassbestand:
nein

Poltiniak, Wally, Der Mensch unter Menschen. Werner Stötzer stellt in Potsdam aus, in: Brandenburgische Neueste Nachrichten 31.05.1970, hier: S. 3.
Poltiniak, Wally, Werner Stötzer zum Geleit. Zur Ausstellung im Kulturhaus "Hans Marchwitza", in: Werner Stötzer 1970, hier: unpag. Abb. Detail der großen Relieftafel.
Stötzer, Werner/Kohlhaase, Wolfgang/Semrau, Jens, Der nackte Mann auf dem Sportplatz. Diskussion, moderiert von Jens Semrau am 8. November 1999 in Apolda, in: , Berlin 1999, hier: S. 24.

© VG Bild-Kunst, Bonn; Sylvia Hagen
Foto: Heimatverein Kyritz e.V.