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GND 134205251

Squaw Hildegard Rose

Weitere Namen oder alternative Namensformen:
Mädchenname: Hildegard Lehmann-Matthaei
Geburt Datum / Ort:
01.11.1942, Kiel
Tod Datum / Ort:
10.11.2017, Potsdam
Wirkungsort(e):
Berlin und Potsdam
Nationalität:
Deutschland

Portrait:

Squaw Hildegard Rose, 2007

© Monika Schulz-Fieguth
Foto: Monika Schulz-Fieguth

(Normierte) Berufsbezeichnung:
Malerin
(Nicht-normierte) Tätigkeitsbezeichnung:
Fotografin
weitere biogr. Angaben:

Vater: Albert Emil Ferdinand Lehmann (1891–1956)
Mutter: Hildegard Lehmann, geb. Matthaei (1907–1991)
Bruder: Rolf Lehmann-Matthaei (1927–1998)
Schwester: Ingeborg Vernunft, geb. Lehmann (*1929), lebt in Rendsburg 
Großtante: Helene Anna Dorothea Matthaei, genannt Leni (1873–1981), war eine der ersten GEDOK-Mitglieder. Link de.wikipedia.org/wiki/Leni_Matthaei

01.11.1942
geboren in Kiel

1942 – 1945
erlebte sie schwere Bombenangriffe auf Kiel

1950
Beginn des Klavierunterrichts

1953 – 1961
Schülerin der Ricarda-Huch-Schule, Kiel (seit 1955 Neusprachliches und Mathematisch-Naturwissenschafliches Gymnasium für Mädchen)

1961 – 1962
Studium Buchgrafik, Grafik an der Muthesius-Werkschule für Handwerk und angewandte Kunst, Kiel bei Gottfried Brockmann (1903–1983)
Nach zwei Semestern verließ sie die Werkschule Kiel bereits, da ihr die angewandten Bereiche nicht behagten. Sie wollte als freie Malerin ausgebildet werden und fühlte sich in Braunschweig besser aufgehoben.

1962 – 1963
Studium an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste, Braunschweig bei Peter Voigt (1925–1990)
Der damalige Rektor leitete die Klasse für freie Malerei und regte seine Studenten an, eine realistische Bildsprache zu entwickeln. Auch Hildegard Lehmann-Matthaei malte als Studentin figurative Bilder oder Landschaftsbilder, die keineswegs abstrakt waren. Stärker als vom Verismus oder dem Kritischen Realismus ihrer Kommilitonen fühlte sie sich hingegen vom Surrealismus und vom Informel angesprochen.
Peter Voigt war es, der sie auf die Werke von Fritz Winter (1905–1976) und Antoni Tàpies (1923–2012) aufmerksam gemacht hat.

11.09.1963
Heirat mit Hans-Joachim Rose (*1938, Bad Frankenhausen) in Berlin-Zehlendorf
Nach zwei Semestern beendete Hildegard Rose das Studium in Braunschweig und siedelte mit ihrem Ehemann nach Berlin über. 

1963 – 1965
Wohnung in Berlin-Nikolassee, Spanische Allee 110
Sie besuchte Vorlesungen in der Freien Universität Berlin zur Philosophie, Religions- und Kunstgeschichte (bei Wilhelm Weischedel, Emil Dovifat, Helmut Gollwitzer und Otto von Simson). 

seit 1964
freiberufliche Malerin als Squaw Hildegard Rose
"Die Indianer sind für mich das Synonym für Freiheit und Anderssein. [...] Ihr Naturverständnis und ihr Respekt vor der Schöpfung, die sie sich nicht untertan machen, kommen meinem Verständnis sehr nahe. Deshalb mein zweiter Name. Squaw." (Kat. Bildräume / Lebensräume, Berlin 1991)
Sie entwickelt die eigene Bildsprache in bildästhetischer Verbindung zu Max Ernst, Julius Bissier, Fred Thieler, Gerhard Hoehme und Pierre Soulages. Insbesondere die Bilder der 1980er Jahre zeigen die Anfänge ihres Weges, auf dem sie sich als Malerin verortet hat und gleichzeitig erfindet.

1965 – 1968
Wohnung in Berlin-Zehlendorf, Hohenzollernstr. 27

1966
Geburt des Sohnes Daniel

1969 – 1977
Wohnung in Berlin-Zehlendorf, Beuckestr. 11

1973
Geburt des Sohnes Benjamin
"Arbeit und Musik üben mit den Kindern. Mein Arbeitsplatz ist gleichzeitig Kinderspielzimmer.
Ausbau des Berliner Hauses, Ausbau eines Ferienhauses [in Unterburg bei St. Kanzian (Kärnten)].
Entwürfe vieler baulicher Details, z. B. für die Terrasse. Restaurierung der Jugendstil-Gartenlaube." (Squaw Hildegard Rose, Manuskript, Potsdam o. J.)

1977 – 2000
Haus in Berlin-Zehlendorf, Kösterstr. 9 mit eigenem Atelier

bis 1984
kein Interesse an Ausstellungen
„Ich bin nicht mutig, bin ein ängstlicher Mensch. Ich zeige Bilder erst dann, wenn ich sie eine Weile gesehen habe. Nie spontan. Mein Bild muss zuerst vor mir bestehen können. Es soll eine Spannung haben, die seelisch erregt. Farboberflächen, die einen entmaterialisierten Charakter annehmen. Räumliche Tiefe im Bild, die aus der Farbe entsteht.“ (Dech, Jula; Interview mit Squaw Hildegard Rose, Audio-Tape, Berlin 1990)

1985
Bewerbung als Mitglied in der GEDOK Berlin
Erstbegegnung mit der Malerin Becky Sandstede (1909–1999) in der GEDOK Berlin, die den Antrag der jüngeren Kollegin unterstützt. Beide verband ein vertrauter Austausch bis zum Tod von Becky Sandstede. Seit 1999 bewahren Squaw Hildegard und Hans-Joachim Rose die künstlerischen Nachlässe von Becky Sandstede und ihres Ehemannes, des Malers Hermann Kirchberger (1905–1983).

1986
erste Einzelausstellung in der Charlottenburger Galerie Hartwig
Gezeigt wurden die seit 1976 entstandenen Bilder und Gouachen. „Landschaft“ war der zentrale Begriff. Unter dem Titel „Organische Architekturen“ charakterisierte Thomas Wulffen, dass in ihren Bildern „der Übergang von äußeren, realen Landschaften zu inneren, gedachten vollzogen“ sei. (Tagesspiegel vom 09.04.1986, Berlin)

1991
entstand ihr erstes Künstlerbuch gemeinsam mit der Fotografin Ingrid Pape (*1950) für die Ausstellung „Bildräume Lebensräume“. Beide verband eine anregende Freundschaft bis zur Übersiedlung der Fotografin 1997 nach Seattle (USA).

1989 - 1995
entstanden im Auftrag von Squaw Hildegard und Hans-Joachim Rose zwei Einzelporträts des Paars durch die Berliner Malerin Burghild Eicheim (*1936), Grundlage waren Fotografien von Ingrid Pape und Skizzen von Burghild Eichheim

1992
wurde der Pianist und Komponist Johann Gottlob von Wrochem (1938–2020) für sein Solo-Programm "Bilder einer Ausstellung 1992 - Klaviermusik zu Bildern von Squaw Hildegard Rose" von den Farbklängen ihrer Bilder inspiriert. Die Uraufführung fand am 17.06.1992 in der Galerie Mutter Fourage, Berlin-Wannsee statt.

Mitte der 1990er Jahre
fotografierte Squaw Hildegard Rose im Potsdamer Umland auf der inzwischen von der Russischen Armee verlassenen Liegenschaft in Krampnitz. Sie sammelte dort aber auch Relikte – wie Informationstafeln, Teile von Schießständen – um sie später in ihre künstlerische Arbeit für Assemblagen und Objekt-Installationen einzubeziehen, bspw. 1992 in der Gruppenausstellung „Kaleidoskop“ im Haus am Waldsee, Berlin.

2000
Umzug von Berlin-Zehlendorf nach Potsdam, in die Berliner Vorstadt

2001 – 2017
Arbeit in ihrem dortigen Atelier

seit 2003
bezog sie Röntgenbilder als Material in ihre Arbeit ein, anfangs ausschließlich eigene.
Vermutlich war ihre Diagnose COPD (Chronisch obstruktive Lungenerkrankung) dafür ausschlaggebend,
infolge derer sie regelmäßig radiologisch untersucht wurde.

2005
abermals inspirierten die Bildklänge von Squaw Hildegard Rose zu einer musikalischen Komposition: Hartmut Behrsing "Nachtspiegelung"
Die Uraufführung fand im selben Jahr in der Galerie Artibus, Berlin statt, anlässlich der Eröffnung der gemeinsamen Ausstellung mit Christine Dewerny.

2007 
Die Potsdamer Lyrikerin Christiane Schulz widmet ihr das Gedicht "o.T."
"... scharfe Kanten Brüche Ausbrüche mühsam im Rahmen/gehalten der braunrote Wille/eine Einladung eine Öffnung in die Landschaft/namenlos aufgetragen und abgetragen/Schichtenland Lichtland Kraterland ..."

2010
notierte Squaw Hildegard Rose: „Mir ist bei meinem Tun immer wichtig, eine Tiefe und Räumlichkeit und keine eindeutige Sichtweise zu erreichen.“ (Squaw Hildegard Rose, Manuskript, Potsdam 2010)
In langwierigen Malprozessen erzeugte sie absichtsvoll eine Gleichwertigkeit von Außen- und Innenraum im Einzelwerk, eine Verwandlung von Landschaft in Körper:
"Meine künstlerischen Themen sind die Einsamkeit des künstlerischen Menschen, dem Flug des Vogels vergleichbar, wie auf einem Fels oder in der Landschaft allein, die Angst, die damit verbunden ist." (Squaw Hildegard Rose, Manuskript, Potsdam o. J.)

Im schriftlichen Nachlass befindet sich neben dem Zitat auch ein bemaltes, undatiertes Blatt mit Begriffen, mit denen sie unzweifelhaft ihre Themen bezeichnet hat: "Raumschwingungen / irrationalen Räumen / Schwingen/Federn/Vögel / Vogelflug / Wellenbewegung / Durchblicke/Spiegelungen / Fliegen/Schweben im Raum / Wiederholung von sichtbar gemachten Bewegungen"
Diese Begriffe verwendete der Bearbeiter in eckigen Klammern für die Bezeichnung von Bildern, die Squaw Hildegard Rose unbenannt ließ oder mit o. T. bzw. ohne Titel bezeichnet hat.

10.11.2017 verstorben in Potsdam
Ihre Grabstelle befindet sich auf dem Waldfriedhof in Berlin-Zehlendorf.