O.T. [Aufbruch]
Werkverzeichnis-Nr.:
[N 2]
Beschreibender Titel:
Zwei männliche Figuren
Entstehungsort:
Atelier Altlangsow/Oderbruch
Technik / Material (Werteliste):
Sandstein
Maße (HxBxT) :
220 x 122 x 44 cm
Bezeichnung, durch Künstler/in:
unbezeichnet
Beschriftung, von fremder Hand:
unbeschriftet
Objektbeschreibung:
Zwei stehende männliche Akte mit in Schulterhöhe erhobenen rechten Armen, die Gesichter sind dem Betrachter in stummer Mimik zugewandt. Die Beinstellung der rechten Figur ist leicht zur Seite gedreht, die andere Gestalt frontal aufgebaut.
Artefakte / Herstellungsprozess:
Das nach der Jahrtausendwende an seinem originalen Aufstellungsplatz in Ludwigsfelde verschwundene Relief war Zentrum eines Monuments zu Ehren von Filmregisseur Konrad Wolf, das Werner Stötzer und der Metallgestalter Jan Skuin (1943-2018) schufen. Während Skuins dunkle Metallkörper nach 2001 an den Kreisverkehr am Ostverbinder in Ludwigsfelde verlagert wurden, verschwand Stötzers helles Sandsteinrelief spurlos aus dem öffentlichen Raum. 2023 wurde es von dem Kunstwissenschaftler Günter Meier wiederentdeckt, abgestellt und stark verschmutzt auf einem Bauhof der Stadt Ludwigsfelde.
Aktueller Standort:
Museum Ludwigsfelde
Aktuelle Inventarnummer:
Unbekannt
Aktuelle Präsentation:
Dauerausstellung
Eigentümer:
Stadt Ludwigsfelde
Voreigentümer:
1989-1990 NVA der DDR
Bemerkungen zur Provenienz:
Das Mahnmal entstand in Kooperation mit der Akademie der Künste der DDR als Auftrag des NVA-Richtfunkregiments "Konrad Wolf", Ludwigsfelde an die Künstler Werner Stötzer (Sandsteinskulptur) und Jan Skuin (Metallplastik). Es wurde am 20. Oktober 1989, Wolfs 64. Geburtstag, am Standort des Regiments in der Neckarstraße eingeweiht.
Kommentar / Kontext / Wirkungsgeschichte:
Akademiemitglied Werner Stötzer hatte bereits 1983 zum Gedenken an Konrad Wolf, 1965 bis zu dessen Tode 1982 Präsident der ostdeutschen Künstlersozietät und 1945 erster Stadtkommendant von Bernau bei Berlin, für die Wallanlagen an der Bernauer Stadtmauer ein Marmorrelief mit dem Motiv einer Gruppe von Frauen und Kindern geschaffen (WVZ 180). Es ist flankiert durch eine Metallstele von Jan Skuin. Folgt man der Legende der Auftragsgeber für das Ludwigsfelder Denkmal, so wünschten diese anfangs eine Tafel oder Stele. Stötzer und Skuin wollten eine komplexere künstlerische Gestaltung, die nach intensiven Gesprächen akzeptiert wurde: Dunkle, hohe Metallkörper in Form zweier Stelen umgeben eine helle, zerbrechliche Sandsteinfigur. Dieses Motiv sollte ein Sinnbild für die existenzielle Bedrohung der Menschheit sein. In der ersten Fassung standen die Stelen jedoch so eng beieinander, dass die Relieffigur dazwischen eingeklemmt und schwach wirkte. In einer zweiten Fassung des Mahnmals öffnete sich der Stelenbogen sichtbar zum Himmel und das Relief wuchs von einer Solo-Figur zur Menschengruppe. Stötzer und Skuin nannten ihr Werk in Anlehnung an den sich nun über Relief und Stele frei befindlichen Himmelsraum "Aufbruch".
Eingeweiht wurde dieses Gedenkzeichen für Konrad Wolf 17 Tage vor dem Mauerfall. "Bewusst ohne Namen", wie ein Augenzeuge der Regionalzeitung "Märkische Allgemeine" 2003 rückblickend berichtete. Da aber war das Sandsteinrelief bereits aus dem öffentlichen Stadtraum von Ludwigsfelde verschwunden. Die beiden Metallstelen waren in den Kreisverkehr am Ostverbinder in Ludwigsfelde umgesetzt worden. Die Trennung des Mahnmals unter Verletzung des Urheberrechts geschah ohne Rücksprache mit den Künstlern, die, als sie davon erfuhren, vergeblich protestierten.
Inzwischen konnte Stötzers Relief restauriert werden. Es hat seinen Platz im Eingangsbereich des Stadtmuseums gefunden.
Weitere Abbildung:
Mahnmal "Aufbruch" im Gedenken an Konrad Wolf von Werner Stötzer (Mitte) und Jan Skuin, am authentischen Standort in Ludwigsfelde 1989-2001.
© VG Bild-Kunst, Bonn; Sylvia Hagen
Foto: unbekannt
Vorhandene Reproduktionsvorlage (beste Qualität):
Farbe Digital Repro
Abromeit, Jutta, Der verhinderte "Aufbruch" in Ludwigsfelde, in: Märkische Allgemeine Zeitung 06.12.2003, hier: o. A.
Abromeit, Jutta, Stimmungsvoller Kreisverkehr in Ludwigsfelde, in: Märkische Allgemeine Zeitung 26.01.2017, hier: o. A.
Abromeit, Jutta/Böhlefeld, Udo, Der "Aufbruch" soll wieder geeint sein, in: Märkische Allgemeine - Zossener Rundschau 25.03.2023, hier: S. 15.
Hempel, Rudolf, Plastik für NVA-Truppenteil. Andenken an Konrad Wolf mit Kunbstwerk geehrt, in: Neues Deutschland 21.10.1989 (1989), hier: unbekannt.
© VG Bild-Kunst, Bonn; Sylvia Hagen
Foto: Astrid Volpert