Kommentar / Kontext / Wirkungsgeschichte:
"Böhms Themen basieren ähnlich denen seines Lehrers Carl Hofer auf wenigen Bereichen: Landschaften, Still[l]eben, Interieurs und figürliche Kompositionen, die vielfach als Akte gegeben sind. Deren Fülle ist beim Betrachten seines malerischen Werks unübersehbar. Auffällig ist ihr Reichtum in der malerischen Behandlung und der Anwendung des Einsatzes vielfältigster Nuancen der Farbtöne des Fleisches: Mattes Rosa, gedämpftes Gelb, tiefes Braun und Rot des Lebendigen, kaltes Blau und fahles Grau des Abgestorbenen. Die voluminösen und mit praller Sinnlichkeit erfüllten Gestalten werden expressiv durch kräftige Konturen geordnet, die den Körpern bewußt Grenzen setzen. Das dem Expressionismus eigene Element der Linie ist ein hervorstechendes Merkmal der Handschrift des Künstlers."
Ruth Pape in Kat. Heinz Böhm, Malerei", Potsdam 1980
"Meist baute er [Heinz Böhm] seine Bilder von vornherein aus großzügigen Farbflecken. Schon früh begann er, die Figuren mit starken Konturen einzufassen, wie um sich ihres Daseins zu versichern. Nach und nach entwickelten sich die dunklen Binnenflächen der Gestalten zu einem spezifischen Merkmal seiner Kunst. Das ist ein ganz eigenartiges MIttel, das häufig eine Negativwirkung entstehen lässt, indem diejenigen Körperpartien, die das meiste Licht empfangen müßten, mit den dunkelsten Farben belegt werden. Vielleicht wird daran am deutlichsten, wie stark abstrahierend die Bildvorstellung Böhms war, denn mitunter wird die Verteilung der Farbflecken über die Bildfläche weitaus wichtiger als die Gegenständlichkeit des Motivs, die er jedoch nie verließ.
Andreas Hüneke, Zuständlichkeit und Aussage, in Kat. Stille Tage, Potsdam 2007, S. 7