Kommentar / Kontext / Wirkungsgeschichte:
Henry Schumann: Deine Plastiken, wie sie hier zu sehen sind, geben ausschließlich die menschliche Gestalt wieder, ohne Zutat. Es sind vorwiegend Paare oder Paare mit Kind. Kann man daraus dein künstlerisches Hauptanliegen ableiten?
Claus-Lutz Gaedicke: Ich denke schon. Durch meine humanistische, in der Bildhauerei wenn auch irgendwie akademisch orientierte, aber trotzdem auf den Menschen bezogene Ausbildung vorwiegend bedingt, steht zur Zeit erstmal der Mensch im Mittelpunkt. Allerdings bin ich beizeiten von der Einzelfigur weggekommen, weil ich auch Beziehungen zeigen will zwischen den Menschen. Ich finde den Sinn in unserer Zeit nicht mehr so sehr in einer posierend sich darbietenden Einzelfigur. Für mich oder für die Plastik schlechthin ist es reizvoller, formale und lineare Beziehungen zweier, in einer Gruppe zueinander gestellten Skulpturen oder einer in einem Block als Paar gesehenen Skulptur darzustellen. Jedenfalls habe ich solche Lösungen deshalb gesucht.
In: Schumann, Henry: Ateliergespräche. Leipzig, 1976; S. 80
Viel ist über die erforderliche Physis der Arbeit im Stein gesprochen worden, doch handelt es sich dabei vorwiegend um technische Probleme. Mir ist aber bestens die Kraft bekannt, welcher es bedarf, ein Arbeitsergebnis in Frage zu stellen, zu korrigieren, denn jedes erlangte Ergebnis bestimme ich, ob gut oder schlecht.
Das mir schlecht Erscheinende werde ich ändern und oft genug in der Folge auch das als gut Erkannte ändern zu müssen. Aber in den verlassenen Zustand zurückzuführen kann ich nichts! Es sei denn ich mißachte die Gesetzmäßigkeiten des Steins. Somit ist jede Korrektur auch ein Neubeginn, ein Schritt zum angestrebten Ergebnis. Und darum auch ein Wagnis oft staunendes Ringen (Kräftemessen).
In: VBK-DDR (Hg.) Kunst im Bezirk Halle, Halle Saale, 1984