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Themen

Sachindex
Bronzetür, Heiliger Thomas, Mythologie, Auftragswerk, Öffentlicher Raum

Ortsindex
Thomaskirche, Erfurt

Aus dem Leben des Heiligen Thomas

Werkverzeichnis-Nr.:
112
Objekttyp:
Entstehungsort:
Atelier Vilmnitz/Rügen
Technik / Material (Werteliste):
Bronzeguss
Technik / Material (Freitext):
Bronzeguss
Maße (HxBxT) :
70 x 34 x 1.8 cm
Maße jeder der 12 Bronzetafeln,
davon 6 mit figürlichen Bildlegenden, 3 mit typografisch angeordneter Schrift, 3 freie Felder
Gesamtmaß mit Zwischenräumen: 220 x 146 cm
Gewicht:
je 20 kg
Signatur:
unsign.
Bezeichnung, durch Künstler/in:
unbez.
Beschriftung, von fremder Hand:
unbeschr.
Objektbeschreibung:
12 Bronzetafeln sind dem Leben des Apostels Thomas gewidmet, wie in der biblischen Überlieferung des Neuen Testaments geschildert. Ebenso fanden die Geschichte der jungen christlichen Kirche sowie Legenden zum Leben des Thomas ihren Niederschlag.
Der von Werner Stötzer vorgelegte Gips-Entwurf wurde in der Ausführung verändert.
Artefakte / Herstellungsprozess:
Auftrag „Gestaltung einer Bronzetür in 12 Feldern für die Thomaskirche zu Erfurt: Skizze, Modell 70 x 34 cm; gussreife Ausführung des Modells in Größe 1:1; Überwachung des Bronzegusses und der Montage.“ Dafür erhielt der Künstler ein Honorar von 8 000 Mark (der DDR), gezahlt in zwei Raten. Unterzeichnet wurde der Vertrag am 8. April 1971 durch die ehemaligen Gemeindepfarrer Sen. Johannes Mebus und Dr. Kurt Pohl und den Künstler, die dieses Kunstwerk ihrer Gemeinde zum Abschied stifteten.
(Gießerei Seiler & Siebert als "Schwarzguss")
Aktueller Standort:
Thomaskirche Erfurt, Schillerstraße
Aktuelle Präsentation:
öffentlicher Außenraum
Eigentümer:
Evangelische Thomaskirche Erfurt
Zugangsjahr:
1974
Zugangsart:
Ankauf
Bemerkungen zur Provenienz:
Erwerb vom Künstler; einzelner Tafelentwurf mehrfach in Privatbesitz, u.a. bei Wolfgang Petrovsky, Freital (Der getönte Gips "Stürzender mit Pferd", 21 x 8,5 x 1 cm, war ein Geschenk Stötzers an seinen Freitaler Künstlerkollegen. Als er zerbrach, gab Stötzer seine Einwilligung in einen Bronzeabguss, den er ihm signierte, recto: WS); auch Privatbesitz Dresden. Ein weiterer Bronzeguss wurde am 8. Juni 2013 durch Schmidts Kunstauktionen, Dresden, Los 636 versteigert.
Kommentar / Kontext / Wirkungsgeschichte:
Die Bronzetür für die Thomaskirche in Erfurt ist dem Leben des Apostels Thomas gewidmet. Sie entstand auf Wunsch des Pastors Dr. Pohl von der Gemeinde St. Thomas/Erfurt, der von dem Relief „Fragen eines lesenden Arbeiters“ (1961) sehr angetan war und deshalb Werner Stötzer bat, das Hauptportal der Thomaskirche zu gestalten. Entwürfe, die Stötzer ihm 1966 zeigte, überzeugten ihn. Die Schwierigkeit bestand zu dieser Zeit darin, dass ein Bronzeguss im Ministerium für Kultur der DDR beantragt werden musste. Nach Einschätzung von Werner Stötzer hätte das Ministerium dem Antrag, einen Bronzeguss für eine Kirche zu genehmigen, nicht stattgegeben. So ließ er die Güsse 1974 illegal herstellen. Da die Gemeinde Bedenken hatte wegen des „Schwarzgusses“ der 12 Platten, wurden diese nicht angebracht, sondern im Keller der Kirche eingelagert. 1998 informierte Pfarrer Martin Rambow Stötzer, dass die Platten gefunden wurden und im Zusammenhang mit dem Abschluss der Restaurierung der Kirche angebracht werden sollen.
Am 20. Dezember 1998, einen Tag vor dem Gedenktag des Apostels Thomas, erhielt das Portal der Thomaskirche sein heutiges Aussehen. Im festlichen Gottesdienst wurden die 12 Tafeln der Bronzetür in Anwesenheit des Bildhauers eingeweiht.
Die Ausführung und Anordnung der Tafeln (von oben nach unten und von links nach rechts) weicht vom Entwurf ab: Dort waren die Tafeln 1 und 9 als Leerfelder geplant. Heute befindet sich Tafel 2 in Feld 1 oben links: Begegnung zwischen Thomas und dem auferstandenen Christus (Johannes 20), daneben das „Thomas Bekenntnis“ MEIN HERR UND MEIN GOTT (Johannes 20, 28b), weiter rechts die Bekehrung des Saulus vor Damaskus (Apostelgeschichte 9,4) und ein Leerfeld.
In der mittleren Ebene v.l.n.r. Leerfeld, Tafeln 6 und 7 (Christus im Kreis der Jünger, Johannes 20) und Tafel 11: Wort Christi an die Jünger (SO SENDE ICH EUCH). Die untere Ebene beginnt mit Tafel 10: Samariterszene als Deutung des Sendungswortes auf Tafel 5: FRIEDE SEI MIT EUCH (Johannes 20). Abschließend folgen die letzte Leertafel und eine Szene aus der Thomas-Legende: Frauen als Jüngerinnen des Apostels Thomas in Indien.
Weitere Abbildungen:

Anordnung der Tafeln am Portal

© VG Bild-Kunst, Bonn; Sylvia Hagen
Foto: Astrid Volpert

Tafeln 6 und 7: "Christus im Kreis der Jünger" und "Begegnung zwischen Thomas und dem auferstandenen Christus"

© VG Bild-Kunst, Bonn; Sylvia Hagen
Foto: Astrid Volpert

Tafel 4: Frau als Jüngerin des Apostels Thomas in Indien

© VG Bild-Kunst, Bonn; Sylvia Hagen
Foto: Astrid Volpert

Bronzetür Thomaskirche Erfurt

© VG Bild-Kunst, Bonn; Sylvia Hagen
Foto: Astrid Volpert

Entwurf und Anordnung der Tafeln der Bronzetür der Thomaskirche
Gips
70 x 34 cm

© VG Bild-Kunst, Bonn; Sylvia Hagen
Foto: privat

Der Stürzende
1980-1989
Bronze
Tafel 12

© VG Bild-Kunst, Bonn; Sylvia Hagen
Foto: privat
Vorhandene Reproduktionsvorlage (beste Qualität):
Digitales Original
Weitere Reproduktionsvorlagen:
Digitales Original
Kernbestand:
nein
Nachlassbestand:
nein

Ruthe, Ingeborg, Die Härte wird gefügig, in: Berliner Zeitung 19.04.2003, hier: S. 6.
Stötzer, Werner/Kohlhaase, Wolfgang/Semrau, Jens, Der nackte Mann auf dem Sportplatz. Diskussion, moderiert von Jens Semrau am 8. November 1999 in Apolda, in: , Berlin 1999, hier: 18-28, zur Geschichte der Türtafeln S. 24.

© VG Bild-Kunst, Bonn; Sylvia Hagen
Foto: Astrid Volpert